Ein Interview mit Etsuko
Im Dojo gibt es ab und zu Diskussionen über “Senpai” und “Kohai”. Während bei letzterem klar ist, dass er das Bier holt, ist die Bedeutung von “Senpai” vielschichtiger. Und die Lektüre von Moving Zen, das nochmals allen herzlich empfohlen sei, zeigte mir, dass Japan für “Westerner” sehr anziehend, aber auch rätselhaft ist.
Und wir, bei allem japanischen Zählen, verbeugen etc. nicht japanischer werden…
Wie es “die Schweizerin” nicht gibt, gibt es “die Japanerin” nicht. Aber durch Nachfragen erfährt man viel und darum dachte ich, dass Etsuko uns ein paar Fragen zum Rätsel Japan beantworten könnte. Aus Fairness sprechen wir beide Englisch miteinander, damit niemand sprachlichen Heimvorteil hat. Die Fragen/Antworten habe ich übersetzt. Los gehts:
Was ist in Deinem Dojo in Japan anders?
Zuerst, Shinto (神道)ist die traditionelle japanische Weise die Wert auf Umgangsformen legt. Alles “Dô” ist vom Shintô her. Die Leute müssen sich in richtiger Weise verhalten, sei es in Judo, Aikido, Karatedô oder im Sado (Tee-Zeremonie).
Karatedô oder Karate, wie es heute genannt wird (空手道 = Der Weg der Leeren Hand) ist ebenfalls “Dô”, der Weg, was impliziert, das Etikette sehr wichtig ist. Ältere und Fortgeschrittene (senpai) müssen respektiert werden. Das ist der Grund warum die Atmosphäre in meinem Dojo in Kyoto anders ist als hier. Es ist immer Anspannung zwischen den Trainierenden und es kommt nie vor, dass die Senpai unangemessen angesprochen oder behandelt werden. Man muss immer vorsichtig sein, wie man sich den “Senpai” und “Sensei” gegenüber verhält.
Hier ist die freund(schaft)liche Atmosphäre angenehm, neben dem Lernen von gegenseitigem Respekt — was ein Gewinn aus dem Karatedô ist.
Das Training selbst ist meistens Kihon und Shitei-Kata und ungefähr 10 Minuten Kumite. Wenn jemand mehr Kumite machen will kann er das Donnerstags-Training besuchen. Dort wird für Turniere trainiert.
Wesentliche Unterschiede in westlicher uns japanischer Mentalität?
Die Gruppe kommt vor dem ich, was bei Westernern umgekehrt ist. Und irgendwie ist Disziplin die Grundlage des Lebens.
Welchen Film würdest Du empfehlen, wenn jemand mehr über die Samurai-Kultur erfahren will?
Ich empfehle “The Last Samurai”. Der Film ist gut gemacht und erklärt dem Nicht-Japaner unsere mentale Einstellung zum Leben.
Wie wichtig ist das Leben nach dem Tode im Shinto? Wie wichtig ist das jetzt?
Beide sind wichtig. Ich kenne mich da nicht genau aus, aber wir glauben, dass unsere Vorfahren uns immer beschützt haben.
Sumoringer haben einen hohen Status in Japan. Wie ist es mit Karatemeistern?
Sumo ist der japanische Nationalsport, was Karate nicht ist. Aber das könnte sich ändern wenn Karate für die Olympischen Spiele in Tokyo 2020 olympische Disziplin würde.
Was essen japanische Arbeiter über Mittag?
Neben den Take-Away Mahlzeiten essen sie normalerweise in den nahegelegenen Restaurants. Die meisten bieten gute und billige Mahlzeiten an. Die Ausnahme sind die gerade verheirateten. Diese essen die Mahlzeiten, die von den frisch gebackenen Frauen in der Frühe zubreitet wurden.
In Japan reisen: Was sollte man sehen?
Mt. Fjui, Kyoto, Nara, Kamakura, Fuji Hakone Nationalpark, Hokaido and Okinawa. Die Kirschblüte im Frühling, die aber schwierig zu erwischen ist, da sie nur kurze Zeit dauert. (Siehe auch Kirschblüte in Japan). Shibuya (Tokyo) für Mode und Anime wurde durch meine ausländischen Freunde empfohlen, die eine Japanreise machten.