Dai sensei ga nakunarimashita. Der grosse Lehrer ist verstorben / 大せんせいがなくなりました

Eine Karte mit Sug­imu­ra Sen­sei (aus dem Archiv von Heinz).

Dies ist ein “Zuruf” eines der vie­len Schüler, die der Sen­sei in seinem Unter­richt zum Nach­denken über Karate angeregt hat.

Karate-Geschicht­en sind meist per­sön­lich, und meine, was den Sen­sei bet­rifft, begann im Bara­dox beim Hal­len­bad City nach einem der 4 Gast­train­ings, die er wegen der gefluteten Turn­halle in Uster gab (Beitrag hier). Der Sen­sei sah sich “meine” Tek­ki an, sagte im Train­ing nichts und beim Bier meinte er, “wann kommst Du nach Uster?” Nein sagen war keine Option, und so durfte ich vom Sen­sei und all den andern geduldigen! Sem­pais ler­nen.

Dinge, die bleiben

Der Sen­sei und die andern Train­er liessen öfters Jion laufen. Da ich für die Kata Teil des Zielpub­likums war, durfte ich mehr als mir lieb war vor allen vor­ma­chen. Ein­mal eine gefühlte Ewigkeit den Anfang mit den Kaki­wake Ukes. Immer wieder musste ich wieder­holen, der Kom­men­tar vom Sen­sei war nur “falsch gemacht” und ab und zu” richtig gemacht”. Ich wusste nicht, was wie, und irgend­wann auch nicht mehr wo. Später wurde ich aufgek­lärt, dass ich den falschen Arm beim Kaki­wake Uke vorne hat­te.
Anderen erg­ing es ähn­lich. Die Anek­dote zeigt, dass der Sen­sei die Karate­ka ab und an dur­chaus in ihrem Saft schmoren liess, sich der Wirkung der “Expo­si­tion­s­ther­a­pie” bewusst.

Direkte Ansprache

Auch das war eine Spezial­ität vom Sen­sei. Halbe Sachen mochte er nicht. Wenn er das Gefühl hat­te, da geht noch was, forderte er es auch sehr direkt ein. Er meinte, eigentlich kön­nte er ein Sen­sei Ton­band auf­stellen und nach 90 Minuten wieder kom­men. Nein, seine Präsenz hat­te die präven­tive Wirkung, dass alle bei der Sache waren.

Humor

Die Sprüche vom Sen­sei sind leg­endär, vom “richtig falsch machen oder falsch richtig machen” bis zu “Atmen, tot seid ihr noch lange genug”. Immer auf eine feine Art, aber wenn es sein musste, deut­lich.
Auch über sein Alter und das Alter von andern Karate­ka kon­nte er sich amüsieren.

Selbstverantwortung

Bei den Train­ings kam immer wieder her­aus, dass wir für uns selb­st ver­ant­wortlich sind. Und dass ohne viel Üben gar nichts geht. Eine Wahrheit, die nicht immer leicht zu ertra­gen ist.

Was bleibt

Viele Geschicht­en, jede hat ihre, die mit dem Sen­sei trainieren durfte. Er lebt in unserem Karate weit­er, nun halt im Kopf “atmen, Bein streck­en, Arm streck­en, Fuss am Boden”, jed­er hat da wohl seinen Teil mit­bekom­men.
Genau­so wichtig: Die Struk­tur (SKR), die der Sen­sei mit vie­len engagierten Karate­ka gebaut hat. Ohne unsere Dojos, die befre­un­de­ten Dojos, die vie­len Train­ingsmöglichkeit­en im Ver­band und die Lehrgänge wären wir ziem­lich alleine auf der Mat­te.
So haben wir Fre­unde und Fre­undin­nen gefun­den, es wurde geheiratet, geboren, gelebt und wo gelebt wird, eben auch gestor­ben.

Wo auch immer Du jet­zt bist, danke Sen­sei.

Das let­zte Train­ing in Uster, Mittwoch 18.12.2019
Der Sen­sei und Corinne beim Sushi essen, 2019.


Sug­imu­ra Sen­sei 75. Geburt­stag 2015 in Uster (im Hin­ter­grund die berühmte Uhr).
Da drin waren sie, die begehrten roten Stem­pel für den Ein­trag voll­brachter Prü­fungs-Tat­en im Karate Pass.
Sen­sei und Corinne anlässlich eines Gast Train­ings im Kim Dojo, 2016.
Der Sen­sei in Gorde­vio.
Omu­ra Sen­sei und Sug­imu­ra Sen­sei anlässlich eines Gast­train­ings in Uster 2018.

Jährliches Gedenken

Am Geburt­stag vom Sen­sei, dem 24. März gedenken einige Fre­unde dem Sen­sei. Die Fotos wur­den von Corinne zur Ver­fü­gung gestellt. Auch wenn der Anlass für das Stelldichein trau­rig ist, scheinen sich die Beteiligten an den Erin­nerun­gen und dem Zusam­men­sein zu freuen. Das wäre bes­timmt im Sinne vom Sen­sei gewe­sen. Und der Hana­mi 花見 (zur Aus­nahme kenne ich die Kan­ji, für “Blume” und “Schauen”) schle­icht sich an.