Sochin und entwurzelte Bäume
… oder die Wurzeln spüren.
Gerade ist der grosse Schnee vorüber und hat in den Wäldern seine Spuren hinterlassen. Viele gestandene Bäume haben Äste verloren oder sind ganz umgestürzt.
Vielleicht hat die eine oder andere Leserin einen angeknacksten Ast oder sucht in diesen Corona Zeiten einen sicheren Stand. Da hätten wir aus der «Karate-Hausapotheke» ein Mittelchen: Sochin.
Die Herausforderungen
Zwei erfahrene Karate-Damen meinten zum Thema Sochin unabhängig, «Ja, da fühle ich mich ganz baumartig verwurzelt». Und: «Die Kata ist nicht einfach». Das weckte meine Neugier und die Herausforderung Sochin konnte beginnen. Das Offensichtliche an der Kata ist der Stand. Dieser gibt «Müskeli» und Spannung im «Fahrgestell» (**).
Weniger offensichtlich, aber bald erfahrbar ist die Körperspannung. Ich wurde angehalten, beim Rentsuki (Doppelstoss) für den Gyaku Tsuki die Schulter etwas nach vorne zu bringen, aber nicht aus der Schulter, sondern der Hüfte gedreht (***).
Die Sache mit dem Timing: Der Anfang ist langsam, so auf 5 Zählen und dann sollte die Körperspannung mit dem Ende der Technik (Gyaku Age Uke / Gedan Barai) zusammenfallen (***).
Weiter bietet die Kata Yoko Geri, nicht unähnlich Hejan Yondan, wo es ein Keage ist, aber beim 1. Yoko Geri über den Rücken gedreht und beide Male… im Sochin Dachi «gelandet» (*). Die Kata kennt netterweise nur Sochin- und Kokutsu Dachi, macht es also übersichtlich, hihi.
Zum Schluss noch Details: Beim Hauptthema die Fäuste schön übereinander und Gedan Barai nicht gestreckt, sondern leicht abgewickelt. Und der Stand beim Mae Geri nicht zu breit (sonst könnte es ja noch zu einfach werden). Am SKR Zoom-Zentraltraining wurde uns dies übrigens auch für Hejan Godan und Bassai Dai ans Herz gelegt.
Als Vorlage für die Kata habe ich das Video von Hirokazu Kanazawa verwendet. Zum Thema Sochin Dachi gibt es einige Erklärvideos. Die Ausführung ist teilweise unterschiedlich, also mehrere Quellen konsultieren.
Nicht ganz wohnzimmertauglich
Die Kata ist nicht ganz wohnzimmertauglich, aber wenn man sich sich z.B. nach Technik 25 (1. Kiai) um 90 Grad nach links dreht und mit dem Mikatsuki Geri weitermacht, passt es schon.
Habt Ihr Appetit bekommen? Die Kata ist schwierig, aber gerade darin liegt der Trainingsanreiz. Warum sich im Halblockdown nicht auch mal etwas (über)fordern? Oder, für die alten Häsinnen/Hasen: Gelerntes vertiefen? In dem Sinne, trainiert, bleibt dran und vor allem gesund.
PS: Überall bei den (*): Baustelle in Arbeit. Anzahl Sterne sind eine Indikation für die geplante Baudauer.